Feiern: Das Ritual eines Festes in der Tradition und im Westen


Das Wort Feiern stammt aus dem Lateinischen „fēriae“ und bezeichnet einen Tag, an dem keine Geschäfte gemacht werden, und der somit als heilig gilt.


Traditionelle Festebedeutungen


Traditionelle Lebensgemeinschaften feierten Geburt, Eintritt ins Erwachsenenalter, Vermählung und Tod mit Ritualen. Diese brachten jene, die diese Veränderungen erlebten, in Verbindung mit den inneren und universellen Kräften, die an den Lebensereignissen Wirkung hatten, mit ihrem unmittelbaren Lebensumfeld und halfen bei der inneren Transformation und beim Verständnis der Kultur sowie der eigenen Verbundenheit mit ihr.


Die Rituale fanden meist in und mit der Natur statt und halfen der Kommunikation zwischen Gegensätzen wie inneres und äußeres Erleben, Mensch und Natur, Individuum und Gesellschaft, Bewusstsein und Traum, Vision und Rationalität, Erfahrung von Zeit und Raum, Geist und Materie, und zwischen Mann und Frau zu vermitteln.


Da sich menschliches Leben aus ewigen Wiederholungen zusammensetzt, sammeln sich in einzigartigen Ereignissen Transformationschancen einmaliger Qualität und Intensität. Rituale bezeichneten und unterstreichen meist jene menschlichen Erfahrungen, die sich im Leben des Einzelnen nur einmal ereignen. Die Wirkung solche Ereignisse ist unberechenbar und unplanbar, nur mit dem Herzen erfühlbar.


Die Vorbereitung auf solche Ereignisse dient dem Ausscheiden nicht mehr dienlicher Strukturen und der Annahme und Integration neuer Prinzipien. Da diese Ereignisse ein einziges Mal im Leben auftreten, betreffen Aspekte der Veränderung alle Lebensbereiche. Die Rituale sind auch miteinander verknüpft und berühren immer auch alle anderen im Kollektiv.


Die Suche nach Antworten oder moderne Schamanen


Das Wesen eines Festes, eines Rituals oder einer Feier ist das Innehalten während unaufhaltbarer oder erwünschter Vorgänge des Lebens, welche Veränderung markieren, und selbst Veränderung herbeiführen.


Während schamanische Festetraditionen und die Kumulation mitfühlender Aufmerksamkeit von Familie oder Stamm auf das innere Erleben ausgerichtet das Individuum in seinem Veränderungsprozess bestärken, verschwinden wertvolle Aspekte von Ritualen im Westen beim starken Fokus auf die Präsentation nach außen. Über innere, wahre Prozesse aufgetragene Kosmetik kaschiert nicht nur für das Publikum die inneren Vorgänge, sondern übt einen Druck auf die Feiernden und der die Emotionen kaschierende Schleier verändert oftmals die Bedeutung und damit die Wirkung des Rituals.


Gründe der Rationalität und Praktikabilität oder Gründe des Herdentriebes und das Verlangen, aus einer solchen Herde durch Ehre und Ruhm hervorzubrechen, sind so unbedeutend gegen den Verlust der Bedeutung des Rituals, und dennoch sind es immer vielzählige und überdecken immer das Verschwinden wahrer Bedeutungen authentischer Rituale.


Geburten, die in Krankenhäusern stattfinden oder die Mutter und das Kind durch Störungen vom authentischen und intuitiven, besinnlichem Erleben dieser universell einmaligen Art der Begegnung der Seelen berauben Mutter und Kind, Seelen, die für dieses Leben sehr viel miteinander zu tun haben werden bilden eine für das Überleben des Menschen wichtige Einheit, die die Basis vieler folgenden Generationen ist, und weshalb eine Geburt, welche den Augenblick ohne störende Einflüsse von außen würdigt, diese Einheit mit der für die weitere Zukunft von Mutter und Kind nötigen Erfahrung, Kraft und Selbstvertrauen spendet. Welche Folgen aus solchen Versäumnissen entstehen, die  bezeugen die vollen Krankenhäuser, strapazierte Sozial- und Gesundheitssysteme, und niedrige Lebensstandards aus vieler Hinsicht. Nicht zuletzt und in prägnanter Weise sind Süchte die Folge von nicht erlebter Wirklichkeit.


Eine verspätete Antwort auf ein einmaliges Ereignis


Süchte, die sich nicht nur, aber vorwiegend beim nächsten signifikanten Ereignis entwickeln, sind ein Zeichen dessen, dass durch die künstliche Steigerung und Erweiterung des Bewusstseins Erfahrungen nachgeholt, Versäumnisse aufgearbeitet werden wollen, die häufig ihre Ursache in und um die Geburt haben. Leider bringt dies, besonders unter den gegebenen Umständen, in denen Jugendliche oder Erwachsene feiern nur bruchteilhafte und vergängliche Erfolge, die zur Sucht und Süchten führen.


Westliche Individuen, die fast ständig zu gleichzeitig multiplen Genussmitteln greifen und stets nach Ablenkungen suchen sind scheinbar auf der Suche nach dem signifikanten Ereignis, das sie versäumt haben, dem Gefühl, der Gewissheit dafür, weshalb sie hier sind und warum sie hier sind, und sich in der aktuellen Lebenssituation glücklich fühlen dürfen.


Während Individuen in Süchten verhaftet selten anhaltendes Liebesglück erfahren, ist der Tod schließlich eine letzte Chance der Lebensbewältigung, sofern von Lebensangst genährte Todesvorstellungen, und die Kumulation der versäumten Chancen, das Leben einmal richtig anzufangen, oder den Tod in tragischer Weise missverstehende Bestattungspraktiken dem Lebewesen nicht sein Scheiden durch ebendiese Anhäufung von Angst und Festhalten an Menschlichem seine letzte Ruhe verwehren.


Aus einem Leben können wir nur scheiden, wenn wir sie gekannt haben


Festen die Chance zu geben, den zivilisierten Menschen von den äußerlichen Nachahmungen der Feste durch Suchtmittelgebrauch ein bisschen mehr Innenschau zu bringen, ihn nach innen kehren könnte die Lebensqualität um ein vielfaches verbessern.

Nicht zu Letzt lernt jemand, der seine wichtigen Rituale ungestört und bei klarem Bewusstsein erlebt, auch die kleinen Freuden des Alltags als Rituale zu feiern und bedarf keiner Süchte, die ihm den Tagesanbruch, die kleinen Pausen, die leibliche Stärkung, das Erleben mitmenschlicher Beziehungen anzeigen oder seine inneren, physikalischen Vorgänge regulieren und manipulieren.


Das Interesse an diesen Ritualen ist beim Menschen so stark, dass unsere gesamte Gesellschaft daran ausgerichtet ist, davon geprägt ist, Feste, Feiern, Rituale im Außen zu studieren. Wir können nur vertrauen, dass dieses Studium beim Einzelnen früher oder später dazu führt, wieder Interesse am Eigenerleben zu finden, wenn diese auch im ersten Moment wenig reizvoll erscheinen.

Es wäre möglich dass der zivilisierte Mensch in zu vielen Bereichen seines Lebens die dazugehörigen Rituale versäumt hat zu erleben und viele Bereiche seines Lebens durch Sucht-  und Genussmittel zu verstehen.


Schließlich wird, nur jemand, der die kleinsten Rituale des Daseins erfährt, an seinem individuellen und an dem Fortbestand seiner Umgebung interessiert sein.