Über neun Ecken zum Hüter meines Selbst – Eli Jaxon-Bears spirituelle Enneagramm

Amy Fabijenna Lang

amylang.jimdo.com

 

Ein Ereignis im Alter von zwei bis fünf Jahren hat uns so frustriert, dass wir Angst, Wut oder das Bedürfnis nach menschlicher Liebe überbetont wahrgenommen und uns von dieser Emotion abhängig gemacht haben. Wir konnten nicht länger die Gleichzeitigkeit aller Emotionen ertragen und haben eine Urprägung erschaffen, welche uns an uns selbst in einem früheren Zustand erinnerte, um uns selbst in der Zukunft zu erschaffen.

 

Wie stelle ich mir neun Ecken vor? Sind sie alle sehr eckig? Sind es gerade Linien? Renne ich im Kreis? Was bedeuten alle Neun? Können Neun miteinander schwingen und eine Schönheit sein? Nicht nur alles von all dem, doch bis dahin seien die Schritte nicht zu vernachlässigen!

 

Die Neun kann durch drei geteilt werden und drei hoch zwei seien neun, dennoch ist die Neun keine gerade Zahl und in drei mal drei erklingt ein Kreis.

 

Drei Menschen braucht die geschlossene Gesellschaft bei Sartre, drei Beine braucht ein runder Stuhl um nicht umzukippen.

 

Die drei ist unentschlossen, sie ist gerichtet, nichtlinear, sie ist dimensional. Wozu tendiere ich wohl am Meisten, fragt sie? Wenn ich mich an nichts erinnere und mir gerade nichts vorschwebt und ich einfach hier und jetzt einer Entscheidung zufalle.

 

Was treibt mich zufällig an, wenn ich etwas will und was ist das Besondere eigentlich an mir? Wann habe ich mich entschieden zu diesem Leben, zu meiner Karriere oder zu diesem Stil und was mache ich häufig in meiner Zeit?

 

Zeit... breche ich gerne ab, was ich mache und beginne schnell etwas Neues? Oder widme ich mich seit Jahren derselben Sache?

 

Widme ich mich gar gerne Anderen oder bin ich lieber alleine mit mir? Bin ich gesellig oder initiativ, ergreife ich gar Partei anderer öffentlich?

 

Erscheinen mir manche Menschen einfach so anders und bringen mich zum Verzweifeln? Sie werden wütend in Situationen, wo ich lieber vernünftig diskutiere, und versinken in Schweigen oder sind gar emotional, wenn ich mal wieder als Einziger den Ernst der Sache sehe?

 

Es scheint schwer zu verstehen, weshalb wir mit mancher Situation auf dieselbe Weise versuchen fertig zu werden, uns aber nicht von der Stelle bewegt haben und mit uns selbst ringen. Bin ich ein Gefangener und wer ist dann der Wärter? Hat er den Schlüssel? Wie lerne ich diesen Hüter meines Selbst kennen?

 

Die Fülle der Realität

 

Das heilige Enneagramm dient dazu, sich abseits der durch die Gesellschaft angehängten Eigenschaften sowie ohne durch das Zusammenleben hervorgebrachter Kennzeichen des Agierens in Rollenverhältnissen zu erkennen. Durchlebe und durchschreite ich sie im Bewusstsein und in der Erkenntnis meiner grundlegendsten Tendenzen, bestehen gute Aussichten, diese im Sinne eines anhaltenden Gleichgewichtes zu verinnerlichen. Durch die Kenntnis sich wiederholenden Strukturen habe ich ein Spiegel meiner Schwächen welche mir so lange dienlich ist, als ich bereit bin, mich selbst in ihr zu erblicken statt durch jene diesem Spiegel entsprechenden Eigenschaften andere zu blenden. Dies ist die Reflexion eines ungetäuschten Selbst, welche nicht weniger als das vollkommene, ewig währende Gleichgewicht anstrebt.

 

Drei Charaktertendenzen: Angst, Wut und emotionale Bedürftigkeit, welche jeweils dem individuellen Charakter entsprechend besonders in Situationen der Krise bezeichnenderweise unbewusst Überhand nehmen, bilden drei Achsen des Graphs. Jeweils eine nach innen und eine nach außen gerichtete Manifestation der emotionalen Einengung bilden zwei Pole des Typus.

 

Der nach innen gerichtete Typ ist weniger bereit, sich über seine Gefühle mit der Außenwelt auszutauschen. Der soziale Typus unternimmt Abenteuer um sich nicht mit ihnen alleine auseinander zu setzen. Der obere Pol des Gramms zeigt sich außerdem energetischer als der untere Pol.

 

Eine Feingliederung bewirkt nicht nur, dass jeder Typ zu einem seiner Nachbartypen geneigt auch dessen Eigenschaften verkörpert – sondern auch, dass sich Typen unter bestimmten günstigen oder ungünstigen Lebensumständen – Stress – der Achsen des Gramms entlang in zwei andere Typen verwandeln können, selbst, und oft vor allem in Typen, welche andere Gefühlsschwerpunkte darstellen.

 

Ein in seiner Wut zentriertes Individuum kann unter Einwirkung von Stress in Angst befangen sein - sich aber unter günstigen Umständen aus seiner Bequemlichkeit heraus in eine erfolgreiche Geschäftigkeit hinein begeben.

 

Autoren aus verschiedenen Traditionen wie Don Richard Riso und Eli Jaxon-Bear haben für die Bewegungen zwischen den Punkten verschiedene Erklärungen, fest steht aber bei diesen Autoren, dass sich der grundlegende Typus eines Individuums ein Leben lang nicht ändert.

 

Interessant werden solcherart Überlegungen durch die Einbeziehung kollektiver Überlegungen mit den Typennachbarn als dem Feinmechanismus des Charakterenneagramms.

 

Üben, üben, üben

 

Der eigene Typus ist mehr durch praktische Sitzungen mit Familienrollenspielen und Dyaden, Meditation und Selbstbeobachtung zu bestimmen als durch Tests oder oberflächliche Persönlichkeitsidentifikation. Das Enneagramm falsch, also als Persönlichkeitskarte angewendet kann es zum Gift für die Seele werden, auch wenn wir uns mit dem falschen Typus identifizieren. Das Enneagramm ist kein Wunschkonzert. Der Typus bleibt ein Leben lang bestehen und bezeichnet das Lernprogramm für ein Leben lang, lehrt ein Schüler Elis. Das könnte bedeuten, sich mit den Fixierungen seines Charaktertypus gründlich auseinanderzusetzen und an diesen ein Leben lang zu arbeiten. Oder auch, sich immer wieder die Wahl seiner Prägung zu erinnern und immer wieder bewusst zu machen, welche Emotion wohl am stärksten am Werke ist.

Oder, sich des prägenden Ereignisses zu erinnern und das Ereignis in allen seinen Details zu lieben und zu verstehen.