Mitten im Leben - Budapest eine Stadt voller Diversität

 

Wer schon mal in Budapest war, weiß, wie sehr zu bezaubern die Sicht über Brücken, die pompösen Parlamentsbauten, die schöne Burg und die Freiheitsstatue vermag.

 

Die sozial vielschichtige Stadt wird von bewohnt von einigen, die einst zumindestens ökonomisch alles verloren hatten. Gestartet von Null auf nach der Zeit der Besetzung sind die Einflüsse des Westens unverkennbar präsent und viele Startups fallen genauso schnell wie sie entstanden sind.  

 

Rohkostrestaurant in der Garibaldi Straße im 5. Bezirk in Budapest

 

Berührend ist jedoch der Charme der vielen Lokale, wie sie aus dem Zentrum bis hin zum Stadtrand entlang der befahrenen und der in weniger bekannten Gegenden noch ohne verkehrsüberlasteten Straßen die Vorbeigehenden erfreuen, die günstig und gut in der Stadt essen und trinken wollen.

 

Besondere Achtung gebührt den Restaurants, den Hostels und den Menschen, die die Stadt belebt haben und für ihren Charme sorgen, wie das Rohkostrestaurant in der Innenstadt mit traditionellen ungarischen Gerichten. Dort bekommt man Szekelykaposzta, rohe Crackers und Torten in gemütlicher früchtedekorierten Ambiente. Die gemütlichen Hostels, in denen der Gast mit den Hostelbesitzern gemeinsam auf der Couch zum Filme gucken eingeladen ist wie im Sexy Tractor in der Podmaniczky Straße oder mit ihnen gemeinsamen Tisch teilt wie bei Tiger Tims am Körut, gehören auch dazu. Nicht zu vergessen sind die unglaublich winzigen Kinos in denen Meisterwerke wie Virag Zomboracz`s urkomische Sozialstudie Utoelet (Afterlife). Die Artkinos treffen mit ihren von Experten ausgesuchten und gesiebten Filmen jeden Geschmack am Nerv und kosten weniger als Filme großer Kinos.

 

Als lästig mögen die Budapester die ungewohnte Stille am Sonntag empfinden, doch abends sind die meisten kleinen Shops bis zu Mitternacht und große Supermärkte bis 22:30 Uhr offen. Für einen abendlichen Spaziergang eignet sich der Körut gut, er verbindet auf zwei Seiten der Stadt die Teile Buda und Pest und schließt ein charmantes kleines Zentrum von wahrscheinlich weltweit ungepaarter multikultureller Buntheit ein.

 

Das jüdische Viertel hat schon Regisseure wie Britta Wauer mit Gerdas Schweigen angezogen. Die einzigartige, unvergleichbare jüdische Synagoge und die von zahlreichen nahöstlichen Studenten besuchte technische Universität, die von Sinti und Roma bewohnte, mit Sicherheit charmanteste achte Bezirk und belebte, unterirdische chinesische Märkte geben der Stadt unerschöpfliche Ressourcen zur Weiterentwicklung und Begegnung mit den schönsten, sich vorstellbaren Gemütszuständen und zugleich Gelegenheit zum Selbstverlust.

 

Den Geist der ungarischen Tradition zu erforschen lohnt sich eine Beschäftigung mit der einzigartigen Sprache, dessen nur das Finnische sehr entfernt verwandt ist, und die ungefähr so alt ist wie Sanskrit. Wie viel Weisheit in der Sprache steckt, merkt man, wenn man die Bedeutung einzelner Wörter in seinen Morphemen wiederfindet.

 

szeretet (die Liebe) -> szer (das Mitte) etet (nährt), also das Mittel, das nährt...

élelem (die Nahrung) -> él (Leben) elem (Element)

 

Und schließlich...

szerelem (die Verliebtheit, die Liebe) -> ich repariere ;)